Gaycities berlin hamburg
Der Clou: Sie sind Palästinenser mit israelischem Pass. Tel Aviv taz Wie viele Juden kommen denn? Die jungen Männer sitzen zu dritt mit Fadi Daeem um einen Wohnzimmertisch und planen eine Party für Araber in der Stadt. Alle drei tragen Vollbärte und kurze Hosen, und alle drei sind schwul.
Natürlich würden Juden dabei sein, sagt Abu-Seif und will nicht verstehen, dass es deshalb ein Problem gibt. Abu-Seif spielt verlegen mit einem T-Shirt, legt es wie ein Tuch um den Kopf, versteckt sein Gesicht darunter. Drei israelische Araber, Mitte zwanzig, drei Schwule in Tel Aviv.
Es geht um Identität, um die nationale Zugehörigkeit zum palästinensischen Volk, obschon alle drei israelische Staatsbürger sind, und um ihre Homosexualität. Ihre Zielgruppen sind die eigene Gesellschaft, die Palästinenser in Israel, die fast ein Fünftel der Bevölkerung ausmachen, und die Palästinenser im besetzten Westjordanland und Gazastreifen.
Tel Aviv gilt als das Schwulenparadies des Nahen Ostens. Während im Westjordanland Homosexuellen Gefängnis droht und im Gazastreifen Auspeitschen oder gar der Tod, erklärte GayCities. Hier lässt es sich leben im liberalen Sektor von Israel, bei sommerlichen Temperaturen fast das gesamte Jahr über und dem Meer mit mehreren hundert Metern eigenem LGTB-Strand.
Er hat sich die Augenbrauen gepierct und trägt einen Ohrring, aber das stört niemanden in dem Krankenhaus, wo der studierte Krankenpfleger arbeitet. Auch innerhalb der LGTB-Gemeinde gibt es Widerstand gegen die, die offiziell als israelische Araber registriert sind, sich selbst aber eher als Palästinenser mit israelischer Staatsbürgerschaft definieren.
Thema ist er selbst, sein Outing, seine Beziehung zu einem jüdischen Israeli, ihre politischen Konflikte und ihr Alltag. Das Publikum ist nur bedingt solidarisch mit dem jungen Schwulen. Willst du, dass wir die Juden von hier abhauen? Ihm ginge es nur darum, wahrgenommen und respektiert zu werden.
Mehr auf orientedfilm. Daeem betrachtet sich selbst auch als Flüchtling, obwohl seine Familie nach kurzer Flucht in den Libanon wieder zurückkommen konnte, nur nicht wieder in ihr Haus, in das zwischenzeitlich jüdische Immigranten gezogen waren. Für die drei Freunde ist die Positionierung für ihr Volk gerade als schwule Araber wichtig.
Gleichzeitig kommt die Kritik aus der eigenen palästinensischen Gesellschaft, die die Schwulen als zu israelisch betrachtet, zu angepasst an die Gesellschaft der Besatzer. Die internationale Vermarktung des Landes als Urlaubsparadies für Schwule und Lesben, eine Normalisierung der Besatzung auch auf dem Rücken der schwul-lesbischen Palästinenser, Trennanlagen und Siedlungsbau im Westjordanland verschleiert vom rosa Vorhang liberalen Lebens und sexueller Freiheit — nicht mit Daeem.
Der eine sei ein Kämpfer, der andere mehr Opfer.
Berlin entdecken mit gaycities: dein guide für schwules leben
Während der Filmaufnahmen outet er sich vor seiner Familie und Freunden. YOU PAY. Auf taz. Frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Alle Informationen auf unserer Webseite sind kostenlos verfügbar. Wer es sich aber leisten kann, darf einen kleinen Beitrag leisten.
Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung.