China und gay rechte berlin

china und gay rechte berlin

Im Französischen Viertel von Shanghai können Lesben und Schwule offen zu ihrer Sexualität stehen. Doch die Toleranz der Behörden hat ihre Grenzen. Doch weder Poster noch Neonschilder weisen an der gläsernen Erdgeschosszeile darauf hin, dass hier aufstrebende homosexuelle Künstler ihre Werke zur Schau stellen.

In abstrakten Digitaldrucken im Pop-Art-Stil wird gleichgeschlechtliche Liebe nur hauchzart angedeutet. Auf einem der Bilder ist ein sich umarmendes Männerpaar zu sehen, im Hintergrund prangt ein traditioneller chinesischer Scherenschnitt. Der jährige Künstler Yang Yiliang erklärte während der Vernissage die melancholische Botschaft hinter dem vermeintlich idyllischen Werk: Familiäre Einheit und gesellschaftliche Akzeptanz sind für schwule Männer in China oft nur ferne Utopie.

Bereits in der Vergangenheit mussten Veranstaltungen in kleinere Örtlichkeiten verlegt werden. Dieses Jahr jedoch haben sich die Polizeiverhöre und -überwachungen gehäuft. Zudem baten die Behörden mehrmals zu unangekündigten Drogentests — offenbar um Vorwände zu finden, gegen die Organisatoren vorzugehen.

Der Jährige hat sich in der Szene mit Dokumentarfilmen einen Namen gemacht. Zu jener Zeit sei es noch sehr schwer gewesen, chinesische Eltern zu finden, die offen vor der Kamera zu der Sexualität ihrer Kinder stehen, sagt er. Nichtregierungsorganisationen haben für gesellschaftliche Aufklärung über sexuelle Minderheiten gesorgt.

Auf sozialen Medien tauschen sich junge Chinesen freimütig über Outing-Erfahrungen aus. Auch die chinesische Popkultur hat sich längst von starren Gender-Identitäten gelöst. Für ein Land, das Homosexualität noch bis unter Strafe gestellt hat, ja bis als mentale Krankheit klassifizierte, ist dies eine beachtliche Entwicklung.

Im liberalen Shanghai sind jene Veränderungen allerorten sichtbar: Im Lucca treffen sich schwule Chinesen zum Feiern und Trinken, der Treffpunkt für Lesben ist die schummrig beleuchtete Roxie-Bar. Samstagabend, in den engen Gassen der ehemaligen Französischen Konzession, einem bis Ende der er Jahre exterritorialen und damals europäisch geprägten Viertel: Hippe Millennials in exzentrischer Kleidung flanieren unter den grünen Platanen, lesbische Pärchen zeigen ihre Zuneigung mit offenem Händchenhalten.

In den zweistöckigen Kolonialbauten haben sich unzählige Modeboutiquen schwuler Designer eingenistet, Künstlerstudios und japanische Whisky-Bars. Viele der Party-Gänger sitzen mit ihren Drinks auf dem Trottoir. Masken trägt praktisch niemand mehr, die in Peking obligatorischen Fiebermessungen haben bereits vor Monaten aufgehört.

Ob er einen zunehmenden Druck der Behörden gegenüber sexuelle Minderheiten spürt? Die gesellschaftlichen Einstellungen zur Homosexualität haben sich in China seit der Jahrtausendwende dramatisch verändert. Das Institut für Sexual- und Geschlechterforschung an der Pekinger Renmin-Universität hat von bis landesweite Studien publiziert.

Demnach ist zwar der Anteil innerhalb der Bevölkerung, die dieselben Rechte für Homosexuelle fordern, bei etwa 45 Prozent relativ konstant geblieben. Gleichzeitig ist jedoch der Anteil der Kritiker einer Gleichstellung von über 52 Prozent auf 28 Prozent gesunken.

Jene Ambivalenz zeigt sich auch in der Gesetzgebung: Rechtlich werden gleichgeschlechtliche Ehen in China nicht anerkannt, sind Adoptionen unter Homosexuellen verboten und es existiert auch kein Antidiskriminerungsgesetz zum Schutz sexueller Minderheiten.

Über die Hälfte von ihnen gibt an, Diskriminierung erfahren zu haben. Es scheint, als würde die Kommunistische Partei vor allem gesellschaftskritischen Aktivismus fürchten, vor allem wenn dieser von ausländischen Konsulaten, Kulturinstituten oder Denkfabriken gefördert wird.

Gay rechte in china: ein überblick für berlin.

Ob es sich um Schwulenrechte oder Menschenrechte dreht, spielt letztlich nur eine untergeordnete Rolle. Doch nur Shanghai biete diese einmalige Mischung aus Freizügigkeit, Kultur und Historie. YOU PAY. Auf taz. Frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community.