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Der Kampf gegen die Unterdrückung von anders Begehrenden, von sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten spielte, so könnte man meinen, in der Geschichte der Menschenrechte nur eine Nebenrolle. Rechte für queere Menschen wurden jedoch schon viel früher gefordert, sogar noch vor der Erfindung des Wortes Homosexualität im späten Bereits stritt der Schweizer Heinrich Hössli mit menschenrechtlich geprägtem Vokabular gegen die Kriminalisierung des zwischenmännlichen Begehrens.
Und erdachte Karl-Heinrich Ulrichs einen nie gegründeten Bund, der die Menschenrechte der Urninge verfechten sollte. Die an ein internationales, englischsprachiges Publikum adressierte Presseerklärung der Nationalen Arbeitsgruppe Repression gegen Schwule NARGS , einer von mehreren westdeutschen Homosexuellen-Gruppen gegründeten Organisation, markiert dabei einen entscheidenden Wendepunkt.
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Diese Entwicklung, die sich in ähnlicher Weise auch andernorts vollzogen hat, soll hier examplarisch für den deutschen Fall eingehender betrachtet werden. Dabei wirft die queer-historische Perspektive Fragen auf, die auch für andere Aspekte der Menschenrechtsgeschichte erhellend sein können: Inwiefern muss sich eine soziale Gruppe als Minderheit begreifen lassen, um mit menschenrechtlichen Argumenten gegen Unterdrückung anzukämpfen?
Führt die Berufung auf die Menschenrechte zwangsläufig dazu, dass breitere emanzipatorische Ansprüche aufgegeben werden? Oder können sie sich in einem universalisierenden Sinn auf das Mensch-Sein berufen und zugleich in einem emphatischeren Sinn auf ihrer Alterität beharren?
Entstehungsgeschichte Inhalt Wirkungsgeschichte Kommentierte Literatur Weitere Literatur. AutorIn Benno Gammerl ist Professor für Geschlechtergeschichte und Geschichte der Sexualität am European University Institute. Craig Griffiths ist Senior Lecturer für Modern History an der Manchester Metropolitan University.
Diese Diskrepanz zwischen engeren oder minorisierenden und breiteren oder universalisierenden Strategien prägte den queeren Aktivismus bereits in der Weimarer Zeit. Damit unterschied sich der BfM vom politisch eher nach rechts tendierenden Bund der Eigenen und dem eher der Linken zuneigenden Wissenschaftlich-humanitären Komitee WhK , den anderen beiden wichtigen Homosexuellen-Organisationen der Weimarer Zeit, deren Geschichte bis ins späte Jahrhundert zurückreicht.
Zunächst hatten alle drei gemeinsam für die Entkriminalisierung der Homosexualität gekämpft mit dem Argument, dass eine natürliche Variante menschlicher Sexualität nicht strafrechtlich verfolgt werden dürfe. Diese Allianz zerbrach Daraufhin schloss sich das WhK mit der Deutschen Liga für Menschenrechte und anderen Verbänden zum Kartell zur Reform des Sexualstrafrechts zusammen.
Dieses verfolgte eine breitere Agenda, die auch Frauenrechte und den freien Zugang zu Verhütungsmitteln umfasste. Insofern ist der Singular kein Zufall. Es ging dem BfM weniger um die Rechte aller Menschen als vielmehr um das Recht der Homosexuellen, ihr privates Leben in Frieden nach eigenen Vorstellungen zu gestalten.
Anders als das WhK wollte er die männliche Prostitution nicht entkriminalisieren. Nach knüpften die neu entstehenden Homophilen-Organisationen wieder an diese zurückhaltende Herangehensweise an und orientierten sich an ähnlichen Paradigmen. In Hamburg gab die Gesellschaft für Menschenrechte und die Zeitschrift Humanitas heraus, deren Autoren sich in ihren Argumenten für die Verbesserung der Situation homosexueller Menschen explizit auf die Allgemeine Erklärung von beriefen.
Damit folgte man dem Beispiel der DDR, die von Anfang an ihre Strafverfolgungspraxis und dann auch ihr Strafrecht liberalisiert hatte. Die Beantwortung der Frage, ob sich hier ein Zusammenhang herstellen lässt, bleibt zukünftigen Forschungen vorbehalten. Diese ihrem Selbstverständnis nach radikal gesellschafts- und kapitalismuskritische Schwulenbewegung kämpfte gegen Diskriminierung.
Dabei verfolgten die verschiedenen Gruppen jedoch keine einheitliche Strategie. In West-Berlin waren sich die Homosexuellen Aktion West Berlin HAW und die Allgemeine Homosexuelle Arbeitsgemeinschaft AHA uneins darüber, wie weit links man sich positionieren sollte.
Die AHA tendierte ein wenig mehr zur politischen Mitte. Die Menschenrechte boten für einige Aktivisten die Möglichkeit, diesen Zwist zwischen unterschiedlichen politischen Positionen zu überbrücken. Dennoch gab es immer wieder gemeinsame Anliegen. Viele schwule Aktivisten begriffen sich als Teil eines breiten links-alternativen Milieus.